Press

  • Niklas Maak
    FAZ, 12.10.2021


    At Sexauer, Isabelle Graeff has created a magical metropolis of glazed ceramics that looks like a phantasmagorical Manhattan from a distance: Hundreds of acorns lie between bulbous hollow moulds on which candles rise into the air like skyscrapers. The flames are reflected in the floor as if it were the black Hudson River; the glittering and flickering of the work is reminiscent of what people once sought in the great metropolises with their millions of fireplaces and what touches everyone heading towards the Manhattan skyline: the sight of something too big to be grasped all at once, of solemn, enormous energies and a greater warmth, the promise of disappearing into the foreign and being able to lead a different life - the complete opposite, in other words, of the strange battle cry of "more Bullerbü", under which political Berlin is currently working on the city's evaporation.

  • Gerhard Mack
    24.06.2018


    It's been a while since the halcyon days in the UK. Lovers of the playwright Samuel Beckett have known this at least since his 1960 play of the same name. At Blackpool Pier, the decline has progressed a few laps further. Those who don't have enough money for the more fashionable English seaside resorts still come here, but the adverts for games and slot machines are as tempting as the prospect of losing what little money you have saved. Isabelle Graeff took the picture before the Brexit vote. The German photographer wanted a change of scenery and moved to England. She had once studied here and felt at home. But what she found on her return was a foreign country: divided, resigned, lost between fear of the future and afterimages of past greatness. Isabelle Graeff began taking photographs in 2015. Apples in the grass, plastic film in bushes, dried-up cacti and smashed food display cases, spilt milk on the pavement. A banker feeds parakeets in London's Hyde Park. These images do not congeal into a thesis; they show a country in its people. Silent, in search of hope, travelling in fragments. The Queen smiles somewhere as a young woman from a few puzzle pieces. Sometimes it takes helplessness to move forward.

  • Brigitte Werneburg
    TAZ, 01.06.2018


    „Exit“, Ausgang, heißt die Ausstellung von Isabelle Graeff in der Galerie Sexauer. Das ist nahe dran am Begriff Exitus (letalis), wie der Tod in der Medizinersprache heißt. Der Tod bildet tatsächlich den Ausgang zu der Bilderserie, die die Künstlerin zeigt. Sie sind in England entstanden, wohin sich Isabelle Graeff nach dem überraschenden Tod ihres Vaters flüchtete. Es war ein folgerichtiger Schritt, sie hatte dort während ihres Studiums an der Central Saint Martins School of Art & Design in London schon einmal gelebt.

    Der Galerieraum bei Sexauer ist ein großartiger Raum, um Fotografien zu hängen, die kleinen, die mittleren und die großen Formate so, dass sich kleine Erzählungen ergeben, Strukturen, aussagekräftige Muster. Gleich links, wenn man reinkommt, gibt es das Bild mit dem Titel „Bradford“, das eine vernagelte Tür und darüber den demolierten Leuchtkasten für die Neonlichtreklame zeigt, aus dem noch ein Kabel bis auf den Boden runter hängt.

    Daneben steht ein Geschäftsmann im blauen Nadelstreifenanzug mittags im „Hyde Park“ mit seltsamerweise drei grünen exotischen Papageien auf den Händen, in denen sie Futter finden. Wie ein ironisches Echo picken am Boden drei proletarische Tauben auf der Suche nach Futter.


    Die bunte Fassade, die sich im Wasser spiegelt

    Das darauf folgende große Format „Blackpool“ eines gelben Fliesenbodens, in dessen Vertiefungen, weil gerade gewischt, Wasser steht, verweist in seiner abstrakten Geometrie auf „Bradford“. Freilich wird sie durch die bunten Versatzstücke einer knallig poppigen Fassadenkonstruktion, die sich in den Wasserlachen spiegeln, auf Schönste irritiert.

    Im gleichen großen Format folgt eine englische Landschaft der weniger lieblichen Art, mit Gestrüpp und Felsen, auf einem steht ein Pferd, genauso weißgrau wie der Fels, und daher mehr Skulptur als lebendiges Tier, über das ein großer Vogel hinwegfliegt.

    Und dann stößt auf dem Jahrmarkt in „Torquay“ ein riesiger grüner Hulk auf einem Fahrgeschäft die Faust wütend in die Luft, bevor es wieder kleinteilig wird, mit „Cambridge“, dem koketten bunten Staubwedel an der Garderobe mit den vier nackten Kleiderbügeln, und „Deal“, dem Blick auf ein gerade angefangenes Queen-Elizabeth-II.-Puzzle.


    Bilder von Verfall und Eigensinn

    Isabelle Graeff ging noch in unschuldigen Zeiten nach England. Also noch vor dem Referendum, die EU zu verlassen, dem sogenannten Brexit. Im Nachhinein ist man natürlich geneigt, in ihren Bildern von Verfall und Eigensinn schon die Vorzeichen der abstrusen Idee zu erkennen, das Vereinigte Königreich werde aufgrund seines Rückzugs aus der Europäischen Union wieder vergangene Größe erlangen.

    Vielleicht sucht man deshalb das besondere Britische in ihren Aufnahmen zu benennen. Doch das führt zu Assoziationen, deren Raum dann ausgerechnet doch wieder europäisch ist. Der Hulk könnte auch auf einer französischen Kirmes seiner Wut Ausdruck geben. Das Britische findet sich in Isabelle Graeffs Stil, den sie fotografisch her-, aber eben nicht ausstellt; in ihrer Unerschrockenheit, mit der sie den Alltag zu seinen Bedingungen in ihren Aufnahmen Gestalt annehmen lässt, in all seiner bedauerlichen Gewöhnlichkeit und all seiner überraschenden Poesie.

  • Gabriela Walde
    Berliner Morgenpost, 01.06.2018


    Fotografin Isabelle Graeff unterwegs in Großbritannien vor dem Brexit: Porträt- und Landschaftsaufnahmen in der Galerie Sexauer

    Es gibt Fotografen, die in den Krieg ziehen. Der Brite Martin Parr hingegen geht lieber in den Supermarkt um die Ecke, „weil“, wie er einmal beschrieb, „ich die Wirklichkeit dort zeigen möchte. Ich will, dass nicht nur die Dritte Welt dokumentiert wird, sondern auch die Erste Welt“. Parr hat über Jahrzehnte mit der Kamera sein Heimatland und dessen Bürger gnadenlos porträtiert, nicht zu ihren Gunsten, dafür stets mit jeder Menge Humor.

    Isabelle Graeff ist nun nicht Martin Parr, weniger plakativ, jünger dazu, doch auch sie ist 2015 durch Großbritannien gezogen. Um dem Land mit ihrer Kamera einen Spiegel vorzuhalten. Mit offenen Augen und genügend Herzwärme für die Briten entstanden leise, mal lakonische, mal melancholische Momentaufnahmen eines Landes vor dem Brexit-Referendum. Zu sehen ist nun eine Auswahl von „Brexit“ in der Galerie Sexauer: Landschaftsaufnahmen, Porträts und Nature Morte.

    In Berlin bekannt wurde Isabelle Graeff, 1977 in Heidelberg geboren, mit einer Serie über ihre schöne Mutter, die sie fotografisch über Jahre begleitet hat. Ein Mutter-Tochter-Projekt. Studiert hat sie in England, sie kennt also die Engländer ganz gut, irgendwann kehrt sie als Gast zurück – nicht ohne Not. Sie versuchte den Tod ihres Vaters zu verarbeiten. So reist sie von London nach Bristol, St. Ives, Birmingham, Norwich, weiter nach Cambridge und Rhossili Bay.

    Es sind persönliche, subjektive Beobachtungen, die wie Erzählungen wirken. Was bringt der Brexit dem Land? – diese Frage fungiert wie eine unsichtbare Klammer zwischen den Fotografien. Mag sein, dass Graeffs eigene Melancholie ihre Fotos einfärbt, ein Hauch von Abschied und Desillusionierung liegt eigentlich über allen. Anders als Parr, der es in Kauf nimmt, seine Landsleute zu desavouieren, kommt Graeff ohne Zynismus aus. Sie schafft es, den Betrachter ihrer Bilder mit einzubeziehen in das genaue Schauen: Da steht dieser Mann mit dem typischen Londoner „office“-Nadelstreifenanzug, wir sehen nur die linke angeschnittene Rückenansicht, hier hängt alles. Die Hose, das Sakko, die knautschige Aktentasche werden wie von einem unsichtbaren Sog nach unten gezogen. Dort die leere Theke mit den eingeschlagen Scheiben, deren wuchtige Splitter die einzigen Auslagen bilden. Dann wieder lauter ungeöffnete Briefe, die auf dem Trottoir verstreut liegen. Oder die Spiegelungen in den Pfützen einer Autoscooter-Fläche auf dem Jahrmarkt in Blackpool: Fragmente von Bikini-Girls und Jeanshosen.

    Und immer wieder die unsagbar trostlosen Strände der Seebäder, mit bleichen Sonnenanbetern, die sich mit ihren Sachen so ausgebreitet haben, als ob sie hier nächtigen würden wie Obdachlose. „Happy Days“ verkündet die Leuchtschrift auf einem Jahrmarkt, doch die Lämpchen sind längst aus. Kein Mensch, nirgends.

  • Beate Scheder
    Welt am Sonntag, 20.05.2018


    Die britische Entscheidung inspirierte Isabelle Graeff zu einer Fotoserie – und half ihr bei einem Neuanfang. Ihr Berliner Galerist hat den bereits hinter sich.

    Manchmal ergeben Dinge erst retrospektiv einen Sinn. So etwa bei den Bildern, die Isabelle Graeff unter den Titel „Exit“ fasst: Im Jahr 2015 war die Fotografin nach England zurückgekehrt, wo sie Jahre zuvor studiert hatte. Kurz vor der Reise hatte sie ihren Vater verloren, suchte an diesem Wendepunkt ihres Lebens nach Wurzeln. Ein konkretes Ziel gab es nicht. Ihr Plan war nur, mit der Kamera an ihrer Seite möglichst viel von Britannien zu sehen. Dass sich wenig später eine Mehrheit der Briten für den Brexit entscheiden sollte, das hatte sie nicht auf dem Schirm.

    „Jede Fotografie ist eine Art Memento mori“, schrieb die Kulturkritikerin Susan Sontag 1977 in ihrem Buch „Über Fotografie“. Fotografieren bedeute teilnehmen an der Sterblichkeit, Verletzlichkeit und Wandelbarkeit anderer Menschen (oder Dinge). Eben dadurch, dass sie diesen einen Moment herausgreife und erstarren lasse, bezeugten alle Fotografien das unerbittliche Verfließen der Zeit. Auf Graeffs Fotos, die jetzt in der Galerie Sexauer präsentiert werden, scheint das in besonderem Maße zuzutreffen. Graeff richtet die Kamera auf ein Land in der Krise, auf Menschen, Landschaften, Architekturen, auf allen hat der Verfall Spuren hinterlassen.

    Zum Beispiel das Bild „Blackpool II“: In großen Lettern prangt „Happy Dayz“ von der Fassade eines Spielsalons. Bei Dunkelheit werden die kleinen Lichter daran leuchten, vielleicht macht er dann noch etwas her. Auf Graeffs Aufnahme ist es heller Tag, und das Licht schönt nichts, verbirgt keinen Schmutz, keine Alterserscheinungen. Die glücklichen Tage sind längst vorbei, überall im Badeort Blackpool. Graeffs Stillleben sind gespickt mit Vanitas-Motiven, mit den Verfallszeichen der Zeit. Saftig rote Äpfel, angebissen, Vorhänge ausgeblichen, Hortensien halb verblüht und die Spuren im Sand sind auch schon gleich verweht. Die Menschen aber stehen auch für eine gewisse Zuversicht.

    Graeff arbeitet intuitiv und subjektiv. Sie sagt, sie entwickle ihre Projekte aus ihrem Leben heraus. So sei es immer bei ihr. 2010 war ihr mit der Serie „My Mother and I“ der Durchbruch gelungen, einer Langzeitbetrachtung der Beziehung zu ihrer Mutter. Graeff inszeniert nicht. Sie fotografiert analog, ausschließlich. Warum? Weil es für sie nur so funktioniere. „Ein digitales Bild bedeutet mir nichts“, sagt sie. Vielleicht ist das so, weil sie – so kitschig das klingen mag – nach der Seele sucht, der Seele der Dinge und der Menschen, sich dabei aber immer selbst als Person mit in die Waagschale wirft und sich beides, die Einfühlung in andere und die Selbstexposition, mit Photoshop nicht verträgt. Graeff ist eine Romantikerin. In ihrem vielleicht schönsten Bild spiegelt sich das deutlich wider: Eine junge Frau von hinten. In der Manier Caspar David Friedrichs dem Meer zugewandt. Sie trägt aufwendig geflochtene Zöpfe, der linke schwarz, der rechte blond.

    Jeder Abschied ist immer auch ein Neuanfang. Das gilt für das England ihrer Bilder wie für die Fotokünstlerin selbst. Fragt man den Galeristen Jan-Philipp Sexauer, was ihn an Graeffs Fotografie überzeugt habe, überlegt er kurz und sagt dann, dass ihn fasziniere, wie Graeff die ganze Weite menschlichen Lebens abbilde und trotz einer großen Spanne an Sujets mit ihrer Bildsprache wiedererkennbar bleibe.

    Sexauer ist keiner, der sein Publikum mit kunstgeschichtlichen Interpretationen zu beeindrucken versucht. Kunsthistoriker ist er gar nicht. Und auch sonst eine Ausnahmeerscheinung unter seinen Berliner Kollegen. Mit Mitte 40 hängte er seine Karriere als Anwalt an den Nagel, um sich ganz der Kunst zu widmen. Kuratiert hatte er schon vorher, außerdem Kulturveranstaltungen organisiert. Erfahrungen als Galerist hingegen: null. In seinem Zugang zur Kunst ähnelt er denn auch ein wenig dem seiner Künstlerin zur Fotografie: Zunächst ist alles ganz intuitiv, erst dann folgt die Analyse.

    „Ich mag, wenn Sachen doppelt kodiert sind“, sagt er, „wenn Künstler eine klare konzeptionelle Vorstellung haben, aber dennoch in den einzelnen Arbeiten das Konzept nicht alles überlagert.“ Er möge Kunst, an der man hängen bleibe, weil sie erst die Sinne anspreche, dann den Intellekt. So wie das bei den Arbeiten von Jeewi Lee der Fall ist, die Sexauer immer wieder als Beispiel heranzieht. Die Künstlerin, aktuell Stipendiatin in der Villa Romana, beschäftigt sich mit Alltagsspuren, die normalerweise übersehen werden, jedoch auf gesellschaftliche Prozesse verweisen.

    Sexauer erzählt davon im Salon neben dem Ausstellungsraum. Manches läuft anders bei ihm. Muss es auch. Er hat seine Räume im Oktober 2013 in Berlin-Weißensee eröffnet, der abseitige Stadtteil liegt gerade auf der Route der Kunstflaneure. Das übliche Eröffnungsprogramm von 18 bis 21 Uhr mit anschließendem Dinner im Restaurant gibt es bei Sexauer auch nicht. Stattdessen lädt er am Abend vor der Eröffnung zur Preview. Auch sein Salon ist dann offen, wo Menschen in tiefen Polstersesseln im Gespräch zusammenfinden.

    „Manchmal frage ich mich, wie es wäre, wenn ich meine Galerie an der Potsdamer Straße hätte“, erzählt Sexauer. Räume hatte er sich auch dort, einem der momentan angesagtesten Galerieviertel angesehen. Als der Maler Jonas Burgert, dessen riesiges Ateliergelände gleich neben der Industriehalle in Weißensee liegt, irgendwann meinte „Komm doch zu uns“, war das noch ein Scherz. „Erst mit der Zeit ging mir auf, wie genial dieser Raum eigentlich ist, und ich begann mich zu fragen, ob es denn nicht vielleicht doch ginge“, erzählt er. Mittlerweile sei er froh, ohne Laufpublikum in Ruhe arbeiten zu können. Wer interessiert sei, komme ja trotzdem.

    Kürzlich erst zum Artist Weekend „Ngorongoro“, das Burgert und seine Künstlerfreunde Christian Achenbach, Andrej Golder, John Isaacs, Andreas Mühe und David Nicholson organisiert hatten. Sexauer stellte dafür auch seine Räume zur Verfügung. Es wurde voll und die Veranstaltung ein Erfolg, auch wenn einige sie wegen der ungleichen Geschlechterverteilung als „Boys’ Club“ kritisierten. Sexauer steuerte immerhin Arbeiten von Jeewi Lee bei.

    Der Quereinsteiger hat sich seinen Platz in der Kunstszene erkämpft und bekam dafür 2017 als Bestätigung den neu gegründeten Kunstpreis der Berliner Galerien samt Preisgeld von 10.000 Euro verliehen. „Längst verbraucht“, sagt er. Galerist ist ein teurer Beruf. Aber wohl auch ein schöner. Auch wenn Sexauer einem gern erklärt, dass sich die Berufe des Anwalts und des Galeristen mehr ähneln, als man denke. Generalist sein müsse man hier wie da, beide seien außerdem Dienstleister. Und was sind die Unterschiede? Der größte sei dieser: „Wenn ich Fälle erfolgreich zu Ende gebracht hatte, packte ich die Akten weg und habe sie nie wieder angeschaut.“ Als Anwalt arbeite man, um zu vergessen. Beim Galeristen sei es umgekehrt. „Jetzt arbeite ich, um mich zu erinnern.“ Dieses Arbeitsethos teilt er mit Isabelle Graeff, seinem neuesten Fall.

  • Juliet Kothe
    Monopol Magazin, 10.4.2018


    Die deutsche Fotokünstlerin Isabelle Graeff zieht nach dem Tod ihres Vaters nach Großbritannien und begibt sich auf eine fotografische Reise. Als der Abschied des Landes aus der EU beschlossen wird, stellt sie fest, dass ihre Aufnahmen den kommenden Brexit vorfühlen

    Isabelle Graeff, Sie begannen, 2015 durch Großbritannien zu reisen und zu fotografieren, ohne dass die thematische Klammer des Brexits existiert hätte. Wie dokumentiert man einen Zustand, der noch gar nicht existierte?

    Vielleicht hat das mit dem Gesetz der Anziehung zu tun. Erst einmal war ich nach dem überraschenden Tod meines Vaters auf der Suche nach mir selbst und kam dann in ein Land, das mir scheinbar vertraut war. Das, was ich dann vorfand oder auch empfand, war wie der Spiegel meines eigenen Zustands: eine Suche nach Identität. Dann begann eine Art Synchronisierungsprozess, der in Form einer inneren Führung intuitiv die Begegnung mit meinen Motiven bewirkt hat. Ich denke hier an den Begriff des Alignments: die Anpassung oder Ausrichtung des eigenen Verhaltens an die Subjekte der unmittelbaren Umgebung.

    Atmosphärisch wirken die Bilder, die Sie jetzt in einem Buch mit dem Titel "Exit" veröffentlichen, als läge ein Filter des Gebrochenen, des Dystopischen, des Post-Vitalen auf ihnen. Sie zeugen von Abschied. Wie findet man zu einer derartigen Wahrnehmung?

    In der Tat begreife ich das Buch gerne als eine atmosphärische Bestandsaufnahme Großbritanniens. Von London aus reiste ich nach Wales, Cambridge, Cornwall, Manchester, Liverpool, Blackpool, Somerset. Ich traf auf Orte, Menschen und ihre Geschichten. Auf Robert, den ehemaligen Stagedesigner Vivienne Westwoods, der in Horsemonden eine Tischlerei betreibt. Horsemonden ist ein kleines Dorf in der Nähe von Tunbridge Wells, Kulisse für die Verfilmung von "Stolz und Vorurteil", mitten in Kent gelegen, dem "Garten Englands". Sein Unternehmen lief schlecht. Er baute Möbel aus uraltem Holz, aber meistens arbeitete er nicht, sondern fühlte sich uralt. Später stellte sich heraus, dass er krank war. Durch Robert lernte ich Carol und David kennen. David war der Manager der Apfelplantage hinter Roberts Werkstatt und wohnte mit seiner Frau Carol in einem alten Schulhaus im verschlafen verträumten Ninfield, unweit von Hastings. David hatte Krebs, genau wie seine älteste Tochter. Ich habe ikonische, symbolisch hoch aufgeladene Orte besucht, kulturelle Identitätsstifter, aber habe mich auch durch Zufälle und Begegnungen leiten lassen.

    Sie kommen den Orten und Menschen mit der Kamera sehr nah, dann wiederum betrachten Sie aus der Ferne. Wie entscheiden Sie, wann Nähe und wann Distanz die richtige Erzählweise ist?

    Meine Fotografie schließt kein fotografisches Genre aus. Ich zeige in "Exit" Landschaftsaufnahmen, Porträts und Nature Morte. Ich fotografiere nach einem sehr offenen, aber ultrasubjektiven Prinzip. Als es Herbst wurde, begann die Zeit der Apfelernte, bei der man ein Gefühl dafür bekommt, wie fruchtbar dieser Teil des Landes ist, und auch versteht, warum ganz England Apfelkuchen isst und Cider trinkt. Das erspüre ich fotografisch genauso wie einen Besuch im Supermarkt in Wales. Hier gab es keinen einzigen Ausländer. Die Waliser waren und blieben unter sich. Ein Großteil der Waliser stimmte ein halbes Jahr später für den Brexit. Besonders geliebt habe ich auch die Ausflüge zum Worms Head. Einer zweiteiligen, vor der Küste liegenden Insel, die nur bei Ebbe zu erreichen war. Erst im anschließenden Selektionsprozess dieser hunderten Aufnahmen fügt sich schließlich alles zu einem bildlichen Kompendium.

    Welche Faktoren wirkten schließlich auf den Auswahlprozess der Bildserie von Exit ein?

    Meine Arbeit kann man als ein Erinnerungsarchiv begreifen. Diese Erinnerung ist bildlich unterschiedlich formbar. Mit dem heutigen Wissen um den Status quo eines Brexits, eines Landes in der Krise, tritt eben im Zusammengehen meiner persönlichen Situation jene Sammlung zutage, wie sie jetzt im Buch zu sehen ist, unterschwellig getrieben von meinem magnetischen Verhältnis zu Dingen und Situationen, die in Umbruchphasen stecken.

    Ihre Bildauswahl dokumentiert subtil die Abkehr eines Landes von einer Idee des Manifesten – einer historisch gewachsenen Staatengemeinschaft – hin zu etwas Ungewissen. Nach welcher Identität suchen die Briten?

    Da besteht sicherlich eine Sehnsucht nach dem Glanze des großen Empire, aber die eingesetzten Mittel scheinen mir völlig entgegengesetzt. Anstelle eines Blicks, der die Welt, Europa im Auge hat, manifestiert sich die aktuelle Politik in Abschottungsstrategien. Nicht der einzige Clash im kulturellen Selbstbildnis der Briten: Ein Großteil von Englands vormaligem Reichtum basierte auf der Kolonialisierung. In der Gegenwart möchte man Ausländer nicht mehr im Land beheimaten, das ist eine unaufgeklärte verzerrte und paradoxe Perspektive und Geschichtsverkennung.

    Zudem ist Großbritannien insbesondere durch die von Margaret Thatcher vorangetriebene neoliberale Politik zu einer der am stärksten deregulierten Volkswirtschaften der Welt avanciert.

    Der Autohersteller Jaguar, ein urbritisches Unternehmen, gehört heute einem indischen Konzern. Ausgerechnet Indien, die frühere Kolonie des Königreichs. Dieses Beispiel zeigt: Es ist irrsinnig, sich auf ökonomische Identitäten zu stützen, die gar nicht mehr existieren. Es sollte so sein, wie der Ethnologe Clifford Geertz formuliert: Menschen müssen lernen, sich zwischen den Kulturen zurechtzufinden und den Wandel kultureller Gesetzmäßigkeiten akzeptieren.

    Wie wichtig ist es, dass Künstler wie Wolfgang Tillmans Haltung beziehen, sei es in der konkreten politischen Debatte oder auch in Form eines fotografischen Kommentars?

    Wolfgang Tillmans hat sich mit viel Engagement in die Debatte und den Abstimmungsprozess eingebracht, er ist zum Campaigner geworden. Ich bewundere das. Trotzdem sind meine Arbeiten ohne politische Agenda entstanden. Für mich war meine fotografische Reise durch Großbritannien ein Hilfsmittel, um mich in meiner Umgebung zu orientieren. Einen Verbleib Großbritanniens in der EU halte ich für das absolut Richtige. Vielleicht kommt es ja sogar noch dazu.

  • Christoph Amend
    Zeit Magazin, 2010


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  • Mascha Kuchejda
    FAZ, 15.10.2010


    Isabelle Graeff's project "My mother and I" in Berlin

    Eight years ago, Berlin-based artist Isabelle Graeff began photographing herself and her mother. She wanted to capture every situation and emotion, every gesture and facial expression: She photographed her mother on the phone, naked, in hospital or looking sceptical, and then, together with her, the daughter, as a diva in fur or with a champagne flute and on holiday together on the Côte d'Azur; topping up mop water in winter, on the side of a motorway; in bed together; in the swimming pool.

    At first you might think that these pictures were taken from the collected snapshots of the Graeff family's photo albums - but when you see them together in this exhibition, where they are projected into the empty rooms of an old furniture store like memories of past dwellings, you quickly realise that they are more than just documentation of an intimate and problematic relationship between mother and daughter. The photographs are a project of self-exploration. They reach deep into the history of the portrait and the self-portrait. And since both mother and daughter look spittingly similar in this case, the series also becomes a new edition of the romantic image of the doppelganger.

    In the case of a mother-daughter relationship, this raises essential questions of identity formation: Graeff makes the person closest to her her project and compares: Am I like my mother? Do I even have the choice to be different?

    Or can I still try very hard not to be like them, do my genes define my future anyway?

    Graeff, who was born in Heidleberg in 1977 and studied art at Saint Martins College in London, is one of the most important figures in a rising generation of artists who are conceptually taking a new approach to the medium of photography.

    There will come a point in this lifelong pictorial project when Isabelle Graeff will be as old as her mother was in the first photos of the series, and at that point both physiognomies in the biographies will converge in a kind of meltdown of identity. My Mother & I" is a pictorial atlas of self-reflexive experiences and declarations filled with the desire to perceive oneself as another. Sometimes, when you look more closely at the tender, touchingly open images of the two women, it almost seems as if the mother becomes something like a beautiful version of the portrait of Oskar Wilde's Dorian Gray. Here, the real me is not captured in a magically ageing portrait, but appears much more handsome, of course, as the face of one's own mother, real and without magic, in which one's own possible future is revealed.

    In the end, "My Mother and I" also turns out to be intelligent reflections of self-image theatres. The act of self-representation, as Lacan has shown, paradoxically harbours both the experience of splitting and the illusion of a coherent self. However, if we look at ourselves simultaneously in the act of self-representation and in direct comparison with our predecessors, as Graeff does, and finally with the certainty that we so irrevocably resemble our ancestors in gestures and facial expressions, we atone with the loss of faith in individuality. Graeff's photographs are unadorned and show the boundary between façade and true identity. Above all, they tell us that we are not as different as we would like to be, no matter how hard we try to bend ourselves and neurotically scream "Never like my mum!".

    But self-representation is always also a construction. Allowing the discovery of an unsettling closeness is often the first step towards the development of that difference that makes identity - understood not as one with the other, which is what the word means here - possible in the first place. In this game of constructing and deconstructing identities, many daughters, and probably mothers too, are likely to rediscover themselves.

  • FAZ, 02.05.2010


    The large room reminiscent of an empty flat that London-based Trolley has set up with Isabelle Graeff at Spandauer Straße 2 is a surprise. The Berlin-based artist has been photographing herself and her mother for years, so what you see is only the first stage of a lifelong project that will lead to a point where the artist will be as old as her mother was at the beginning of the series - with all the existential questions about ageing and the formation of identity that this raises. Do I have the choice to become different, to determine my habitus, do you recognise predetermined paths, what emancipations take place in the relationship between mother and daughter, what traces are left behind by the impacts of life - one of the most impressive photographic works of the Gallery Weekend. The Berlin-based artist has spent years photographing herself and her mother; what you see is therefore only the first stage of a lifelong project that will lead to a point where the artist will be as old as her mother at the beginning of the series - with all the existential questions about ageing and the formation of identity that this raises. Do I have the choice to become different, to determine my habitus, do I recognise predetermined paths, what emancipations take place in the relationship between mother and daughter, what traces are left behind by the impacts of life - one of the most impressive photographic works of the Gallery Weekend.

  • Silke Hohmann
    Monopol Magazin, Mai 2010


    She has been photographing her mother and herself for years - a couple who are sometimes so similar as to be mistaken for each other that you can't see the absoluteness and the abysses, the closeness and the power over the other. Whether crying in a bathrobe or arm in arm with a champagne flute. The Serie’s almost uncomfortable privacy is fascinating, yet the mother-daughter motif has an astonishing universality.

    Isabelle Graeff, born in Heidelberg in 1977, studied painting under Markus Lüpertz in Düsseldorf, then moved to Central Saint Martins College in London and now lives in Berlin. Together with her London gallery Trolley, she is opening two specially rented spaces there for Gallery Weekend at the end of April. In one, she is presenting her mother series as slide projections in the other, a video showing the artist kissing in bed in a nine-way split screen, each time with a different handsome young man. The title of the work is "Only You".

    In addition to her large-format photographs, Graeff also makes collages from YouPorn images that have been reproduced thousands of times, until they are knotted together into an almost ridiculous ornament. She also produces sculptures and films. The best thing about Isabelle Graeff and her ideas: Her examples, which are preceded by quite simple questions about identity and gender, are performed relentlessly, but not victimised. The outcome always remains uncertain. The only certainty is that you breathe a sigh of relief when the pain subsides.

  • Silke Hohmann
    Traffic, 2010

    On the cement floor of the studio, sugar bowl lids stand like printed mushrooms in the forest. A collection of a dying species in all sizes and colours. With gold rims, flowers, reliefs, in smoked glass or hand-painted porcelain. Always with the obligatory spherical knob in the middle, this secret centre of the slowly cooling solar system "family". The objects are gathered together as representatives of a dying tradition. The way Isabelle Graeff has arranged them on her floor, they look glamorous and festive, like jewellery on a party dress. "Or like parties?" said the 33-year-old artist, referring to decorated, self-adhesive nipple hats. Danube waves and striptease? The family Sunday coffee as the last extension of the umbilical cord? Or the woman as the eternal "provider"? Isabelle Graeff thinks in all directions. It is an experiment, the work is not nearly finished yet. But it is clear that someone here is taking a serious look at female role models without losing the humour.
Isabelle Graeff is drastic. She had her assistant loll in front of her video camera in a pin-up pose and scream like an infant - a more than irritating combination of contradictory codes.

    A friend who has just had a baby tells her in suspenders about the changing relationship to one's own body when one becomes a mother. At the end of the film, she gives her child the breast from which the flirtatious burlesque tassel was previously dangling. That somehow doesn't work. The question is of course why, "Can I look at her in a sexual sense?" Isabelle Graeff wanted to know. "Do I still respect her as a mother?" Or is it ultimately also disrespectful not to want to gain a sexual facet from a mother's body?

    Isabelle Graeff treads lightly where it gets uncomfortable - sometimes even for herself. Since she stopped painting - she studied under Markus Lüpertz in Düsseldorf, but then went to St Martin's College in London - the artist has been photographing her own visibly strong, beautiful mother and herself. Sometimes you can hear the crackling between the two. Loving and proud, but also dominant, assertive, intimidating, possibly competitive. In hospital, shopping, depressed, laughing together in their bathrobes, naked in bed. Sometimes you don't know which of them is which. The photo series, which goes on and on, is a very private, but at the same time strangely universal document. It is an attempt to understand this relationship through the pictures, to get hold of its dynamics, to control it.

    Even the fact that this has to fail is in the photographs and makes them even more beautiful, true and moving.

    Mum always chooses completely different men. Isabelle Graeff has made a video entitled "Only You", in which couples are filmed making out passionately in bed. While the men vary, the woman is always herself. The films all run simultaneously, side by side. This gives the viewer a direct comparison. "You're relatively confused afterwards," says Isabelle Graeff, describing the tête-à-tête with the almost strangers. "But I wanted to drive the romantic idea out of my head." The camerawoman who was also present during the shoot also created a professional atmosphere. And made it easier to part ways again after the filming. Many men, Graeff was surprised to realise, wanted to talk about their problems afterwards. And that's exactly what she didn't want - to start a relationship of any kind. Basically, people are afraid of sexuality," believes Isabelle Graeff. Sex brings movement into things, can shake up established structures, promises: everything could be completely different. "That's why we should actually be grateful for pornography." Especially if you like established structures.

    She thinks there is a strange contradiction in current body culture. "You do everything to be sexually attractive," Isabelle Graeff attests to many women, "but not to have sex!" Each work a self-experiment. Isabelle Graeff almost humbly clicked through porn internet sites and collected naked women in abstruse poses. "Pornography is about breaking down the body into functional units", Isabelle Graeff has found the term "sex chop" for this. One of the most common of these industry-standardised poses is to get the lady's bottom and face as close together as possible in the photo. Isabelle Graeff collages the women into ornamental rosettes and uses them to cover the replica of a classic church window.

    The refreshing thing about her points of view is that she doesn't demonise things like pornography or cosmetic surgery, for example, but would just like to ask a few questions about them. At one performance, she had people with bodies that did not correspond to the current ideal measurements walk around an art fair in skin-tight full-body leotards - the lines on their suits were embroidered with pearls and marked the critical zones.

    The human being, divided by the cosmetic surgeon into desirable and undesirable parts: here the surgical interventions have been outsourced to the textile with embroidery, but it is still an exposure to show them. Can zombies be objects of desire? asks Isabelle Graeff. "Fine Cut", as the title suggests, is an oppressive, but also funny and quirkily beautiful parade of vanities.

    When she takes photographs, Isabelle Graeff never stages them. The situations arise rather casually. At the lake, in a hotel room, in a meadow. Her portrait photographs of undressed female friends have an intimacy that is innocent and yet not naive. "You show the person, and why not naked?" is her explanation. Even when she photographs things, Isabelle believes, she is actually showing the people to whom the things belong. There is a photo of Chanel gloves on a church pew, the prayer book next to it. The glittering intertwined double C can be seen, the cross has to be imagined. Two compatible belief systems that can also be used subversively against each other. They are her mother's gloves.

    Isabelle Graeff is concerned with the questions that everyone has: relationships, power, trust, reflexes, origins, sex. With the difference that she pauses for a moment and takes pictures. Or video films, installations made from sugar-can lids and church windows. She lets things loose on each other that are usually kept apart and sees what happens. At best, there are sparks and a few scratches. Isabelle Graeff is always her first subject. One of her most famous photos was taken one summer during the Venice Biennale. Four people are sleeping together in a confined space, peacefully, probably after a party. The sun sends a gentle light through the curtain and scatters beautiful reflections on their unclothed backs. Although it shows four people, the picture tells the story of five people. The narrow gap in the centre was where Isabelle Graeff had slept before she got up and fetched the camera.

  • Herbert Wright
    Le Cool, 11.10.2008

    Achtung! Berlin-based artist fuses lyrical imagery with micro porn! Stand away Isabelle Graeff’s works and you might see a fuzzy version of Gaya’s reclining nice La Maja. Move in and it’s a montage of tiny nudie shots. A dazzling church rose window shines with open beaver. ‚I love you‘ follows the trendy trick of illuminated script, like Martin Creed or Cerith Wyn Evans, using not neon but shaped lightbowes choice with bane ladies. The shots are called from the internet, she explained. ‚Imagine all of these ladies saying “I love you“. Isabelle laments the lack of porn sites for woman, but also appropriates males and transgenders from gay sites. Some works have bigger barque-era figures frolicking about, again incorporating e-flesh. It’s all a statement about beauty and porn, and close up or not, this show is a wonderful eyefuls. 



  • Niklas Maak
    FAZ, 30.10.2007

    Fashion designer Hedi Slimane is now also making art. But he's always done that, one would like to shout, after all Slimane's narrow Dior ties would adorn any museum of minimal art - but Slimane has already arranged a pile of steel rods, mirrors and other things in such a way that it looks very much like "art". From 2000 to 2007, Slimane was head designer for the Dior Homme menswear collection, but now he is no longer head designer and is focussing on other sectors, namely art and design. He recently presented the results of both, the "f-system" furniture series and some self-made sculptures, in Berlin, and at the Artforum art fair, which has just begun, you can now, with a bit of luck, buy a Slimane to hang on the wall rather than in your wardrobe. However, we are dealing here with a completely new kind of thing that looks like art but is not. Artists such as Cady Noland and Tom Burr have worked with materials similar to Slimane's, with the hysterical charm of reflective materials and the industrial look of black-painted rods. What came out of this was something that had not been formulated before: the categorisation of things as masculine or feminine, the mythology of the original. When Hedi Slimane makes art, the label "art" comes out instead of such art: anyone who sees these somehow delicately juxtaposed things will recognise that this is supposed to be "art". However, the fact that they mean and say nothing and, unlike his suits, for which he used a similar method, do not serve as clothing, is happily registered by the increasingly uncritical establishment as further proof of their artistry. This purely decorative fashion art has little to do with the revolutionary clothing sculptures of Paco Rabanne, who used concrete bustiers and steel dresses to explore the boundaries between structure and physique in a new way. More exciting than Slimane's material assemblages is what the fashion designer Hussein Chalayan is attempting to do at various biennials, namely to explore the philosophical and social depths of the idea of veiling. And there were also interesting performances at the Artforum at the interface between fashion and art:

    Women in skin-tight plastic suits marched across the trade fair, covering their entire bodies, and it looked as if aliens had travelled into the bodies of mannequins. The extraterrestrial effect was enhanced by the strange ornaments that covered the bodies and looked like native jewellery - and only experienced medical professionals could recognise that these shapes were the markings that a plastic surgeon draws on a woman's body before sucking out thigh fat or augmenting breasts. The "Fine Cut Performance" by Berlin artist Isabelle Graeff brought art and fashion together several times, so to speak: She immortalises the ephemeral drawing of the ideal body that the surgeon draws on the imperfect body of the patient; she designs clothing that conceals the body but at the same time reveals its hidden flaws by marking them with embroidered beads; she confidently refines these idiosyncrasies, which are usually perceived as flaws by male commentators, into fashion - and in the end, medical drawings and their reasons are always more interesting than Slimane's attempts to make "art" with the means of fashion.